Diese Gläser zeigen, „wie alle Fäden für das bayerische Jugendstilglas im Bayerischen Wald zusammenlaufen, genauer gesagt: im bayerischen Böhmerwald (…)“ (Christiane Sellner, Gläserner Jugendstil aus Bayern, Grafenau 1992, S. 7). „Der bayerische Böhmerwald der Jahrhundertwende muss gleichsam als ein Schmelztiegel europäischer Stileinflüsse betrachtet werden, der aus dem Erbe kunsthandwerklicher Traditionen und dem unvoreingenommenen Aufgreifen neuer Ideen dem Glas zu einer neuen Ausdruckskraft verhalf, deren gestalterische Vielfalt und Dichte in Deutschland einzigartig war.“ (Christiane Sellner, Das Böhmische Glas, Band V, Passau 1996, S. 12)
Das Glasmuseum Passau zeigt in ständiger Ausstellung eine einzigartige Sammlung zum bayerischen Jugendstil.
Gläser folgender Hütten aus dem Bayerischen Wald sind unter anderen im Glasmuseum Passau im 1. Stock, Raum 20 „Jugendstil Bayerischer Wald“ sehen:
Glashüttenwerke Buchenau Ferdinand von Poschinger
Kristallglasfabrik Wilhelm Steigerwald Regenhütte
Theresientaler Kristallglasfabrik
Glashütte Benedikt von Poschinger Oberzwieselau
Freiherr von Poschinger´sche Kristallglasfabrik Frauenau
Weinkrug und sechs Becher in Schatulle um 1900
Weinkrug
Theresienthaler Cristallglasfabrik, Egon von Poschinger, um 1900
H. 40,4 cm mit Deckel
Inv. Nr. Hö 62011
Weinkrug aus farblosem Kristallglas mit Jugendstil-Zinndeckel; Transparentemailmalerei im gleichen Dekor wie die sechs Trinkbecher: umlaufend vier langstielige Blumen (abwechselnd rot und blau), flächiger Perleis-Hintergrund, Henkel und Mundrand ausgespart. Auf dem Deckel Relief der Unterseite einer Seerosenblüte.
Schatulle mit sechs Bechern
Theresienthaler Cristallglasfabrik, Egon von Poschinger, um 1900
Auf dem Seidenfutter des Deckels in Goldschrift bedruckt: „EDUARD RAU – KGL. BAYER. HOFLIEFERANT – Theresienthaler Cristallglasfabrik – Niederlage – MÜNCHEN“
Gläser H. 10,9 cm
Geschlossene Schatulle 40,2 X 14,3 x 7,5 cm
Inv. Nr. Hö 56855
Sechs konische Kristallglasbecher mit Jugendstildekor aus je vier langstieligen Phantasie-Blumen mit dazwischenstehenden Blättern in farbiger Transparentemailmalerei: zwei rote und zwei blaue Blüten, Blätter gelb/grün, schwarz umrandet, zwischen dem Dekor Perleis-Grundierung. Mundrand und Fuß mit Glanzgold gerändelt. Originales Kästchen aus mahagoniartig gebeiztem Holz.
Solche Präsentations-Kästchen mit Gläsern wurden Ende des 19. Jahrhunderts für das gehobene Bürgertum häufig zusammengestellt, sind inzwischen aber sehr selten.
Weinglas
Theresienthaler Cristallglasfabrik, Egon von Poschinger, um 1901-1905
H. 20,1 cm
Inv. Nr. Hö 62525
Weinglas in organischer Jugendstilform mit gebauchtem Stiel, Kuppa aus farblosem Kristallglas, Stiel und Fuß chromgrün; auf der Kuppa umlaufender Alpenveilchen-Dekor im dekorativ-floralen Jugendstil mit farbigem Transparentemail gemalt und schwarz konturiert. Am Mundrand und am Fuß feiner Goldrand.
Die Form erscheint im Musterbuch der Theresienthaler Glashütte von 1907/08, geht aber sicherlich auf einen älteren Entwurf zurück. Der Formentypus des Römers mit gebauchtem Stiel war im bayerischen Böhmerwald verbreitet (vgl. Behrens-Gläser für Oberzwieselau und entsprechende Jugendstilrömer aus Regenhütte).
Wasserschälchen, Weinglas und Biertulpe
Theresienthaler Cristallglasfabrik, Egon von Poschinger, um 1906
Inv. Nr. Hö 60933
Inv. Nr. Hö 54950
Inv. Nr. Hö 56264