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Hochschnittpokal

mit dem Wappen der Freiherrn von Saurma
Preußler Glashütte in Weißbach
bei Schreiberhau bei Hirschberg
Schlesien um 1700
Schnitt: Friedrich Winter
H. 28,3 cm
Inv. Nr. Hö 69899 

Farbloses, dickwandiges Glas mit leichtem rosaviolettem Stich, geschliffen, mit poliertem Tiefschnitt und matten Hochschnitt. Auf der Kuppawandung  Kartusche mit dem Wappen der Freiherrn von Saurma. Alle Motive in aufwändigem Hochschnitt ausgeführt.

Das Wappen wurde für Conrad Wenzel Freiherr von Saurma (1647-1723) geschnitten. Er war zur damaligen Zeit das Oberhaupt der Familie. Das Haus Saurma gehört zum schlesischen Adel und stammt aus der Umgebung von Breslau. Die Familie besaß die Stadt Jeltsch, zahlreiche Mitglieder bekleideten wichtige Posten in Breslau.

Schlesien war in der Barockzeit das Zentrum des Glasschnitts in Europa. Besondere Berühmtheit erlangten die geschnittenen und geschliffenen Gläser aus dem Hirschberger Tal. 

Für den Glasschnitt wurde klares, farbloses Glas benötigt. Nach einer alten, von den Venetianern Mitte des 15. Jahrhundert erfundenen Technik wurde grünstichiges (eisennoxidhaltiges) Glas mit der Komplementärfarbe Rosa-Violett des Mangandioxids (Braunstein) entfärbt. Durch das Mischen zweier Komplementärfarben wurde das Glas farblos, hatte allerdings einen leichten Grauton. Bei diesem Glas wurde etwas zu viel Mangandioxid zugegeben. Dadurch entstand der leicht rosa-violette Stich des Glases. Diese Technik des Entfärbens hatte große wirtschaftliche Bedeutung und konnte von den Venetianern 100 Jahre lang geheim gehalten werden.

Pokal

mit Handelsmotiven
Preußler Glashütte in Weißbach
bei Schreiberhau bei Hirschberg
Schlesien um 1755-1760
Schnitt: Samuel Schneider
H. 20 cm
Inv. Nr. Hö 71143

Farbloses Glas, formgeblasen, mit poliertem Schliff, mattem und poliertem Tiefschnitt, Vergoldung.

 

Links oben: Szenen aus der Verarbeitung des Leinens: vom Spinnen bis zum Weben. 
Darunter zwei römische Gottheiten: links auf dem Warenballen sitzendend Merkur, der Gott des Handels, mit Hermesstab. Rechts: auf einem Wasser speienden Fisch sitzender Neptun, Gott des Meeres, mit Dreizack. 
Die rechte Bildhälfte zeigt einen venezianischen Hafen. Leinenwaren werden mit Fuhrwerken transportiert. Transport und Verschiffung der Waren mit einem Boot zu einem größeren Handelsschiff. Darüber die Inschrift: „Floreat Commercium” - Es blühe der Handel.

Die sehr wohlhabenden Hirschberger Kaufleute gehörten zu den Hauptabnehmern der Glaserzeugnisse. Sie vergaben zahlreiche Aufträge an die besten Glasschneider vor Ort. Entsprechend finden sich auf den Barockgläsern auch viele Kaufmannsmotive wie Schiffe, Fuhrwerke und sogar detailliert dargestellte Webereien.

Die Kaufleute versorgten Europa mit besonders hochwertigen Leinenprodukten. Sie wurden deshalb auch als 'Schleierherrn' bezeichnet. Das Leinen wurde vor Ort in Hirschberg angebaut und verarbeitet.

Der Pokal wurde für den Hirschberger Kaufmann Christian Gottfried Exner gefertigt. Er trat 1752 der Kaufmannssozietät bei. Es ist eine meisterhafte Arbeit Samuel Schneiders. Als Vorbild für die Hafendarstellung diente ein Stich von Johann Wilhelm Baur aus Iconographia, Vierter Teil, Augsburg 1682.

Deckelpokal

Preußler Glashütte in Weißbach 
bei Schreiberhau bei Hirschberg
Schlesien um 1730
Schnitt: Siegmund Feist
H. 24,3 cm
Inv. Nr. Hö 70575

Farbloses Glas, formgeblasen, mit mattiertem und poliertem Tiefschnitt.

Auf der Wandung weinbekränzter Bacchus, auf einem Ziegenbock sitzend und von zwei Knaben mit lockigem Haar gestützt. Der Ziegenbock wird von zwei Putten geführt, links davon zwei Putten mit Trommel, daneben zwei mit Posaunen. Als Vorlage dienten Kupferstiche von Wenzel Hollar und Hans Lautensack (1522-1568).

Deckelpokal

Preußler Glashütte in Weißbach
bei Schreiberhau bei Hirschberg
Schlesien nach 1753
Schnitt: Friedrich Wilhelm Richter
H. 25,5 cm
Inv. Nr. Hö 67387

Farbloses Glas, formgeblasen, mit mattem und poliertem Tiefschnitt.

Auf der konischen Wandung drei figürliche Darstellungen aus dem Alten Testament.
Links: Lot mit seiner Frau und Töchtern. Im Hintergrund die Stadt Sodom.
Mitte: Der Prophet Samuel salbt David zum König über Israel. Frontal dargestellter Prophet Samuel mit Öl-Horn in der Hand. Dahinter ein Opferaltar mit Lamm. Daneben Abraham und Isaak in Gespräch.
Rechts:  Festlich gekleideter Isaak mit Rebecca.

Becher

Milchglas mit Emailmalerei und Vergoldung
Rochlitz in Nordböhmen um 1780
H. 11 cm
Inv. Nr. Hö 66 704

Auf der zylindrischen Wandung umlaufende Darstellung einer Schlittenfahrt mit Inschrift: „Die schönste Schlüttasch (Schlittenfahrt) von Starkenbach nach Rochlitz".

Schlitten in baumbestandener Hügellandschaft, sprechblasenähnliche Schriftzüge in Deutsch und Tschechisch. Darstellung einer Schlittenfahrt mit jungen Adeligen und Knechten. Mangels Erfahrung bleiben sie mit ihren Schlitten stecken und benötigen Hilfe. Unter der Szene: „Wan man thut den Hafer Spahren, so pflegt man auf die Arth Schlütten zu Fahren. ... ".

Es handelt sich um einen seltenen Milchglasbecher, zu dem sich keine Vergleichsbeispiele anführen lassen. Die Identifizierung der dargestellten Personen ist heute kaum noch möglich.

Milchglas (Opalglas) sieht auf den ersten Blick aus wie Porzellan. Die weiße Färbung entsteht durch fein verteilte, nichtlösliche Oxide, die zu Lichtstreuungseffekten führen. Bei diesem Glas wurde fluoridhaltiges Knochenmehl zugegeben.

Pokal

mit Silhouette Friedrich Wilhelms II. von Preußen
Warmbrunn bei Hirschberg

Schlesien, 1790-1800
Johann Sigismund Menzel
H. 17,7 cm
Inv. Nr. Hö 61 740

Farbloses Glas, geschliffen, graviert, schwarze Bildnissilhouette vor Goldgrund. Quadratischer Fuß, im Boden Kugel in Olivenkranz. Vierseitig geschältes Schaftstück. Nodus und Kuppaansatz facettiert. Auf der eiförmigen Kuppa in eine ausgeschliffene Vertiefung eingekittetes Ovalmedaillon mit der in Schwarz gemalten Silhouette des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., die gesamte Fläche mit Blattgold hinterlegt. Das Medaillon ist von einer gravierten Kartusche mit Schleife und Blütengehängen sowie einem Kranz aus polierten Perlen umrahmt. An der Lippe Goldreif, darunter vergoldeter Kugelfries.

Becher

mit hl. Susanne
Gutenbrunn in Niederösterreich, um 1795
Johann Joseph Mildner
H. 11,4 cm
Inv.Nr. Hö 61 592


Farbloses Glas, geschliffen, Diamantritzungen, Goldradierung auf rotem Lack. Das in eine ausgeschliffene Vertiefung passgenau in der Wandungsmitte eingesetzte Ovalmedaillon zeigt, in Blattgold radiert und mit rotem Lack hintermalt, die hl. Susanne in Halbfigur mit Heiligenschein, Krone, Schwert und Märtyrerpalme. Zu beiden Seiten der Heiligen die Inschrift: SANCTA SUSANNA. Der diamantgeritzte Dekor (Stift mit Diamantspitze als Hilfsmittel) besteht aus zwei Wellenbändern unter der Mündung und als Medaillonrahmung sowie aus Blattgehängen, Sternchen und Blümchen zwischen den Spitzen des Lanzettfrieses über dem Boden.

Flasche

mit dem Wappen der Freiherrn von Fürnberg
Gutenbrunn in Niederösterreich, um 1787-1789
Johann Joseph Mildner
H. 17,6 cm
Inv. Nr. Hö 61 601
Farbloses Glas, geschliffen, Goldradierung auf rotem Lack. Die Wandung der Bodenzone ringsum abgeschliffen und in den von einer formgleichen Flasche abgeschnittenen Boden eingesetzt. Wandungsreifen mit Bordüre aus Weinreben zwischen Spitzblatt- und Perlborte.

Auf der Wandung ein vertieft eingesetztes Medaillon mit dem doppelt gehelmten Wappen des Joseph Edlen von Fürnberg (1742-1799). Unter der Schulter und an der Mündung des Halses aufgesteckte Glasreifen mit verschiedenen Bordüren: Weinreben über Spitzblattfries, Perlschnur bzw. Flechtband mit Streifen.

Die Standfläche zeigt die in Blattgold radierte Ansicht des Fürnbergischen Schlosses Luberegg an der Donau mit der Holzschwemmanlage. Das Schloss existiert noch heute und liegt am linken Donauufer auf der gegenüberliegenden Seite von Kloster Melk. Dargestellt wird vor dem Schloss die zu der Zeit sehr gewinnbringende Holzdrift und ein Holzlagerplatz. Joseph Freiherr von Fürnberg war ein umtriebiger Unternehmer des 18. Jahrhunderts. Kurzzeitig deckte er den halben Bedarf der Großstadt Wien mit Brennholz. Das Brennholz wurde von hier auf der Donau bis nach Wien geschwemmt.

Das Dorf Gutenbrunn, etwa 30 km nördlich von Luberegg, wo Johann Joseph Mildner, sein Vater und seine Brüder arbeiteten, gehörte zu den Besitzungen des Edlen von Fürnberg. Für seinen Landesherrn hat Mildner mehrmals Flaschen und Trinkgläser, wahrscheinlich ganze Service, mit dem Fürnbergwappen und Ansichten Fürnbergischer Gebäude dekoriert.

Johann Joseph Mildner stammte aus einer Glasschneiderfamilie in Nordböhmen. Wirtschaftskrisen und sogar Hungersnöte zwangen die Familie nach Süden zu ziehen. Johann Mildner war damals 14 Jahre alt. Sein zeichnerisches Talent zeigte sich früh. In Joseph Freiherr von Fürnberg fand er einen Förderer und Auftraggeber.